Römerstraßen

Was sind Römerstraßen?

Sie waren die „Autobahnen der Antike“. Sie waren das Rückgrat des Römischen Reiches und wurden zu den Kulturachsen Europas.
Römerstraßen führen nach Möglichkeit über Hochebenen, Scheitel- und Kammwege, die oft auch Wasserscheiden sind. Wo es sich für ihre Ziele anbot, griffen die Römer gerne auf uralte, vorgeschichtliche, natürliche Wegführungen zurück, die sie dann als „Schnellstraßen“ ausbauten. Sie bestechen durch ihre optimale und elegante Führung, erschließen dadurch dem Radwanderer schöne Landschaften mit herrlichen Fernblicken und vermitteln somit beeindruckende Erlebnisse.
Wo wurden Römerstraßen errichtet?

Sie wurden möglichst geradlinig auf erhöhtem Damm mit seitlichen Entwässerungsgräben und – Wällen angelegt, hatten ein frostsicher gesetztes oder gemauertes Fundament aus spitz zulaufenden, senkrecht gestellten Steinen (Stickung bzw. Packlage (Statumen)), eine wassergebundene Kiesdecke, sowie eine Drainage. Sie waren somit ganzjährig befahrbar, damals für Nordeuropa eine enorme, nicht nur strategische Errungenschaft. Ihre Breite betrug meist 8-12 m, mit begleitenden Sommerwegen sogar bis zu 24 m.

In Bauart und Gefüge waren sie jedoch unterschiedlich, je nach Landschaft, Bodenverhältnissen und zur Verfügung stehendem Material.

Aufbau einer Römerstraße mit Kantsteinen, seitlichen Sommerwegen, Drainagegräben, Seitenwällen und Meilenstein. Die unterste Steinlage, das (lat.) Statumen, ist die Packlage, das Fundament der Straße.

Drei Beispiele für den Aufbau einer Römerstraße:

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Signalturm mit Fackelträger und Morsealphabet / Beispiel für die Übermittlung des Buchstabens H

GleisspurenAn steilen Hängen im Gebirge verliefen sie jedoch schmaler in getrennten Trassen, jeweils eine für Berg- sowie Talfahrt. Die schwächere Gefällestrecke diente des Ausbremsens wegen der Talfahrt. Aus Sicherheitsgründen wurden dort oftmals Spurrillen in den Fels gemeißelt, um den Fahrzeugen einen sicheren Halt zu geben.

Wozu dienten die Römerwege?

Die Straßen dienten, wie heute auch, dem Handel und Reiseverkehr, aber auch dem Truppen- und Nachrichtentransport. Sie mieden enge Täler, und waren immer unter dem Aspekt der Sicherheit auf gute Sicht und Trockenheit gebaut.

Zur Überwachung und Nachrichtenübermittlung wurden an den meisten Fernstraßen auf Sichtweite Signal- und Wachttürme errichtet. Die Nachrichtenübermittlung geschah nach Art eines Morsesystems. Über Tag wurden optische (Spiegel) oder Rauchsignale benutzt, Feuersignale bei Nacht und Fanfarensignale bei Nebel.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Agrippastraße (von Marseille über Lyon – Metz – Trier – nach Köln) oder der Limes.

Sie hatten eine gut ausgebaute Infrastruktur, wie Gastronomie und Beherbergung, sowie Werkstätten, Pferdewechsel, Straßenmeistereien, Straßenpolizei und Zwischenkastelle.

Meilensteine mit Entfernungsangaben (in Leugen, keltisches Längenmaß) standen in regelmäßigen Abständen.

In den nachrömischen Jahrhunderten wurden die behauenen Steine des Straßensystems streckenweise zum Bau von Häusern,Klöstern und Burgen ausgeplündert. Der Kalkmörtel diente den Bauern dabei als begehrter Dünger.

Dennoch wurden die verbliebenen Wege noch rund 1500 Jahre lang wegen ihrer Haltbarkeit in weiten Teilen ohne großartige Ausbesserungen bis zum Aufkommen der Eisenbahnen in der Mitte des 19. Jahrhunderts benutzt. Sowohl im Mittelalter auch und heute wieder dienten und dienen sie den Gläubigen als Pilgerwege, so z.B. nach Trier zum Matthiasgrab, oder der Jakobsweg nach Santiago de Compostela.

Agrippastraße

Agrippastraße Köln – Trier hoch zum Ravelsberg, 1 km NO-lich Dottel.

Erstaunlich oft verlaufen sie heute noch als Straßen und Wege oder Hohlwege. Als Feld-und Waldsäume, Ackerraine, Hecken-, Zaun- und Bewuchslinien, Bann- und Gemarkungsgrenzen durchziehen sie die Landschaft und zeichnen sich in dieser ab.

Schnell bekommt das geübte Auge einen Blick dafür, sie in der Landschaft zu sehen. Immer wieder fallen während der Fahrt der erhöhte Damm mit seinen Böschungskanten oder die seitlich sich parallel ziehenden Entwässerungsgräben und -dämme auf. Hierbei sind Wegekreuze wichtige Anhaltspunkte für den Verlauf dieser Altstraßen. Ihre Standorte, meist an Wegekreuzungen und Gabelungen, gehen oft auf heidnische kelto-römische Verehrungsplätze und Weihesteine zurück. Wegegöttinnen sollten hier Pferd und Maultier beschützen. Diese zu entdecken, sind immer wieder spannende Erlebnisse.